Unser Redebeitrag zur Trauerfeier von Heval Halil Şen

Wir dokumentieren im Folgenden den gemeinsamen Redebeitrag des Ortskomitees Dresden von Women Defend Rojava und der Initiative für Frieden in Kurdistan:

Wir, das Dresdner Ortskomitee von Women Defend Rojava und die Initiative für Frieden in Kurdistan möchten heute Abschied nehmen von unserem Freund und Genossen, Heval Halil. Unsere Solidarität und Anteilnahme gilt den Angehörigen, unseren Freund*innen und Genoss*innen. Wir trauern, um Heval Halil.

Ein Blick auf Halils Leben zeigt das große Leid, was den Kurd*innen im Nahen Osten und Europa angetan wird. Aber es zeigt auch den unerschütterlichen Willen und großen Mut, den Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit trotz allem weiterzuführen.

Wir stehen hier, um an Halil zu erinnern und seinem Kampf zu gedenken. Halils Tod war ein politischer, sowie auch sein Leben ein politisches war. Sein Kampf gegen die Unterdrückung in der Türkei hat ihn sein Zuhause und seine Freiheit gekostet. Doch das hielt ihn nicht ab, hier in Deutschland unermütlich die Werte der Revolution zu verteidigen. Auch hier wurde Halil eingesperrt und am Ende kostete es ihn das Leben.

Wir sind vereint in diesem Kampf – in der Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung. Ihr Kampf beruht auf Ideen, die ein freies Leben für alle Menschen inner- und außerhalb Kurdistans ermöglichen können: Eine ökologische und basisdemokratische Gesellschaft, in der alle Geschlechter frei leben können. Wir sind vereint im Kampf gegen die Zerstörung der Natur, gegen Gewalt an Frauen, gegen Völkermorde. Wir setzen dem patriarchalen, imperialistischen und kapitalistischen System etwas entgegen. Wir geben uns nicht zufrieden! Wir machen Alternativen denk- und lebbar!

Heval Halils Todestag war nicht zufällig gewählt, sondern hängt mit der Verhaftung von Abdullah Öcalan zusammen. Abdullah Öcalan sitzt seit 22 Jahren ohne gerechten Prozess in türkischer Isolationshaft. Die Forderung nach Freiheit für Abdullah Öcalan, für die auch Halil sein Leben gab, ist mehr als die Forderung nach Freilassung eines einzelnen Menschen. Sie steht für Frieden im Mittleren Osten, einer ökologischen Gesellschaft und radikaler Demokratie. Sie steht für eine geschlechterbefreite Gesellschaft, in der Krieg, Vergewaltigung und Feminizide keinen Platz haben!

Trotz schwerster Menschenrechtsverletzungen des türkischen Staates in Kurdistan und der Türkei dauert die politische und wirtschaftliche Rückendeckung der deutschen Bundesregierung für die Türkei unvermindert an. Die BRD schaut Menschenrechtsverletzungen nicht nur schweigend zu. Sie unterstützt den Kampf gegen die kurdische Freiheitsbewegung aktiv, liefert Waffen und diplomatische Unterstützung. Auch hier in Deutschland sitzen zahlreiche kurdische und türkische Aktivist*innen für ihren Kampf für Freiheit im Gefängnis und sind einer feindseligen Rechtspraxis ausgesetzt.
Auch Heval Halil saß wegen seines politischen Engagements mehrere Jahre im deutschen Gefängnis. Dem deutsche Staat sind die Repressionen in Halils Leben jedoch nicht genug, wie die Verwirrungen rund um seine Identifizierung und Verzögerungen in der Freigabe der Überreste zeigen. Deutschland versucht auch nach Halils Tod, ihm seine Stimme zu verbieten. Das werden wir nicht zulassen!
Der deutsche Staat ist der verlängerte Arm des türkischen Faschismus! Dagegen stehen wir auf! Dagegen kämpfen wir zusammen.

Wir werden den Kampf der kurdischen Befreiung weiterführen, den auch Halil geführt hat. Wir werden weiter einstehen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit. Wir werden nicht aufhören, jene zu bekämpfen, die uns mit Füßen treten. Über die Grenzen hinweg stehen wir zusammen, auch in diesen erschütternden Zeiten. Sie werden uns nicht niederringen, der Tod von Halil und allen anderen wird nicht vergessen sein.

Sehid namirin!